Ja, heißt es denn nun Tai chi chuan oder Tachi oder TaiJi, das ist schon verwirrend, hat aber letztlich mit der entsprechenden Übersetzung zu tun. Wichtiger ist auch hierbei:

Ich muss es tun, nicht nur darüber lesen, nicht nur in Filmen ansehen. Ich muss selbst die Erfahrungen sammeln und da ist es auch gut, wenn man jemanden hat, der es einem zeigt.

Für Anfänger ist es da vielleicht besser, wenn sie erst einmal einige Qi Gong Übungen ausprobieren und sich auch etwas mit Meditation beschäftigen, denn auch TaiJi hat meditative Aspekte. Manche Meister sagen auch:

Meditation= „Konzentration auf das Eine“im Sitzen, Qi Gong = Meditation im Stehen und TaiJi = Meditation im Gehen.

Und ich denke, dass ist auch das Wichtigste: Immer sollte der meditative Charakter und die asiatische Philosophie dahinter stecken, denn gerade das macht ja die Unterschiede zu anderen Sportarten aus. Heißt also: Ich sollte mich, wenn ich mich mit TaiJi beschäftige, auch gleichzeitig mit der asiatischen Philosophie und Qi Gong und Meditation beschäftigen, denn sonst werde ich nur an der Oberfläche „herumschwimmen, ohne jemals abzutauchen“ in die Geheimnisse dieser interessanten Atem- und Bewegungstechniken, die dazu führen sollen, meine Gesundheit zu erhalten oder zu verbessern und vielleicht auch zu einem längeren Leben zu verhelfen. Schauen Sie sich doch die alten Meister an. Sie strotzen vor Gesundheit, helfen anderen, strahlen Ruhe und Gleichmut, als auch innere Zufriedenheit aus. Was hindert Sie also daran, genauso ein Leben zu führen? Ich will hier niemanden bekehren, aber einen Versuch wäre es doch sicherlich wert, oder?

Nun zu TaiJi: Es gibt hier sicherlich mehrere Möglichkeiten, TaiJi zu lernen. Es gibt auch verschiedene Formen. Da gibt es die 24er Peking Form, die 37er Form nach Cheng man chin, die 38er Form nach Meister Yang, die 10er Kurzform des Yang Stils, die 108er und die 168er und wer weiß noch welche tausend verschiedene Möglichkeiten. Da gibt es den Yang- und den Wu- und den Chen- und den Sun- Stil usw.

Für den Anfänger ziemlich verwirrend und vielfältig.Ich würde deshalb aus meiner mehr als 30jährigen Erfahrung heraus folgendes Vorgehen empfehlen:

1. Erlerne eine Meditationstechnik (z.B. Zazen mit der Technik: „Den Atem zählen“) Beschäftige dich etwas theoretisch damit und dann … lass es dir zeigen.Übe es für mindestens 3 Monate – täglich 5-10 min., immer zur selben Zeit, also z.B. jeden Morgen um sechs für 5 – 10 min, konzentriere dich auf dich selbst und zähle den Atem.

2. Erlerne einige Qi Gong Übungen (z.B. die „Acht Brokate -Ba duan Jin“ oder die „Acht goldenen Übungen nach Dr. Liu (lit.: das Buch „Qi Gong Wunder“) oder Kurzformen wie „Die Übung der 5 Elemente“ oder die „Meisterübung“ nach Meister Jumin Chen / Andreas W. Friedrich/ Eva Rehle,

Zeitraum: ca. ein halbes bis ein Jahr/ wenn du kannst, täglich ca. 15 min, Beschäftige dich auch hier etwas mit den theoretischen Grundlagen und lass es dir in der Praxis zeigen, wie es richtig geht. Meditiere (im Sitzen) weiter – täglich 5-15 min.

3. Jetzt kannst du mit TaiJi beginnen, denn TaiJi lässt sich nicht so schnell und leicht erlernen wie die vorgenannten Übungen. Um z.B. die 24er Peking Form des Yang Stils zu erlernen, brauchst du schon einmal 1-2 Jahre, um sie vom Ablauf her kennen zu lernen. Von Können kannst du dann nach einigen Jahren oder Jahrzehnten sprechen, je nachdem, wie oft du dir Zeit zum Üben nehmen kannst. Und dann gibt es da noch solch schöne Übungsformen wie die mit dem Schwert, oder dem Stock oder dem Fächer, aber das wirst du dann allein entscheiden wollen, denn wenn du den vorgenannten Weg gehen willst, bist du nach einigen Jahren der Übung selbst in der Lage zu entscheiden, wie du deinen WEG weiter  beschreiten willst.

Spätestens bei TaiJi kannst du auf Bücher vorerst verzichten, denn hier brauchst du zu Beginn einen entsprechenden Trainer (Meister), der dir das Ganze zeigen kann. Man braucht auch nicht unbedingt einen chinesischen Meister. Mittlerweile gibt es in Deutschland viele gute Trainer, die sehr kompetent sind. Lass dich auch nicht vom Internet verwirren. Dort gibt es z.B. unter 24er Peking Form schon auf der ersten Seite von Youtube einige verschiedene Übungsanleitungen dazu. Lerne die, die dir dein Meister (Trainer) zeigt. (Loyalität gegenüber dem Meister wird übrigens in China gaaaaanz groß geschrieben.)

Das reicht schon für einen langen Zeitraum. Und über negative Begleiterscheinungen habe ich noch nichts gehört. Du brauchst auch nicht zu befürchten, dass du etwas Falsches gelehrt bekommst. Du wirst nach einiger Zeit selbst wissen, was richtig oder falsch ist. Mach dir vorher nicht so viele Gedanken, das hat schon manchen davon abgehalten, es dann letztendlich zu TUN. (Wie sagt der Sohn in dem Film „Last samurai“ : Nicht so viel denken… nicht so viel denken!!! oder wie sagte einer meiner Meister: Mach 10 Jahre erst einmal das nach, was ich da vormache, dann darfst du dir selbst Gedanken machen.

Ach und noch etwas. Zu Anfang brauchst du nur etwas lockere Kleidung (am Besten schwarze Hose und weißes/schwarzes T-shirt oder was bei euch im DoJo (Übungsraum) dann vorherrschende Kleidung ist). Nach einiger Zeit des Übens solltest du dir jedoch einen entsprechenden TaiJi/ Qi Gong Anzug (Internet ab 35 € / in schwarz) besorgen. Ein Meister unserer „Kampfkünste“ (Soldat oder Offizier) kommt schließlich auch nicht in Jeans zum Manöver  🙂

Und zum Training selbst: Versuche TaiJi mindestens 1-2 /Woche für je mind. eine Stunde zu üben. Übertreibe aber nicht. Am Anfang sind viele „Schüler“ oft übermotiviert. Sie wollen dann 7 Tage die Woche 24 Stunden /Tag üben. Das geht oft „nach hinten los“, denn diese Schüler habe ich sehr schnell wieder verloren.

Und wenn du gesagt bekommst, was du da trainierst (also z.B. Yang Stil, Peking Form), besorge dir auch unbedingt einige theoretische Informationen zu deinem Stil, deinen Übungen und den philosophischen Hintergründen.

Also, immer schön Eines nach dem Anderen, aber das mit voller Konzentration.

Alles Gute auf dem Weg. Das ist DAO

AnLa